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Was haltet ihr von einem Castle RPG
Mi Jul 10, 2013 4:53 am von RickCastle
Hey, ich würde gern mal eure Meinung wissen. Und zwar, hatte ich mir schon länger überlegt, eine Rollenspielgeschichte anzulegen.
Dazu wollte ich gern wissen, ob es hier im Forum eine Rubrik für Rollenspiel geben soll oder dafür ein extra Forum angelegt werden sollte und wenn ja, wer würde alles mit machen?
Das Rollenspiel würde so ablaufen, das einer, eine Castle Person spielen kann …
Dazu wollte ich gern wissen, ob es hier im Forum eine Rubrik für Rollenspiel geben soll oder dafür ein extra Forum angelegt werden sollte und wenn ja, wer würde alles mit machen?
Das Rollenspiel würde so ablaufen, das einer, eine Castle Person spielen kann …
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Castle Forum :: Bücher :: Heat Wave
Seite 1 von 1
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KAPITEL EINS
Wenn sie an einem Tatort eintraf, um sich die Leiche anzusehen, lief alles immer gleich ab. Sie schnallte ihren Sicherheitsgurt
los, zog einen Stift aus der Gummihalterung am Sonnenschutz und ließ ihre langen schlanken Finger über ihre
Hüfte gleiten, um nach ihrer Dienstwaffe zu tasten, die ihr ein Gefühl der Sicherheit gab. Und dann hielt sie jedes Mal inne.
Nicht lange. Nur einen langsamen tiefen Atemzug lang. Das war alles, was sie brauchte, um sich an die eine Sache zu erinnern, die sie niemals vergessen würde. Eine weitere Leiche wartete auf sie. Sie atmete ein. Und als sie die ausgefransten Ränder des Lochs spüren konnte, das man in ihr Leben gerissen hatte, war Detective Nikki Heat bereit. Sie öffnete die Autotür und machte sich an die Arbeit.
Die Hitze, die ihr entgegenschlug, hätte sie beinahe wieder zurück in den Wagen taumeln lassen. Draußen herrschten fast
vierzig Grad. New York war ein Schmelzofen, und der weiche Asphalt auf der Siebenundsiebzigsten Straße West gab unter ihren
Füßen nach, wodurch es sich so anfühlte, als liefe sie über nassen Sand. Heat hätte es sich einfacher machen und näher am Tatort parken können, doch das war ein weiteres ihrer Rituale: der Weg zum Ort des Geschehens. An jedem Tatort fand man eine gewisse Art von Chaos vor, und diese sechzig Meter Fußweg boten ihr die einzige Gelegenheit, einen eigenen, unverfälschten Eindruck von der Situation zu gewinnen.
Dank der nachmittäglichen Hitze war der Bürgersteig so gut wie leer gefegt. Das hektische Gedränge der Mittagspause war vorbei, und die Touristen kühlten sich entweder im Naturkundemuseum auf der anderen Straßenseite ab oder hatten Zuflucht bei Starbucks gesucht. Dort nahmen sie dann eisgekühlte Getränke zu sich, die nur deshalb besonders ausgefallen klangen, weil sie alle auf einen Vokal endeten. Ihre Verachtung für die Kaffeetrinker löste sich
jedoch schnell auf und wurde durch das Vorhaben ersetzt, sich auf dem Weg zurück zum Revier selbst ein solches Getränk zu
besorgen. Schräg vor sich bemerkte sie einen Portier, der offenbar zu dem Wohngebäude gehörte, das sich direkt neben dem mit Absperrband versehenen Straßencafé befand. Er hatte seine Mütze abgenommen und saß mit dem Kopf zwischen den Knien auf den ausgetretenen Marmorstufen. Im Vorbeigehen sah sie nach oben zu dem jägergrünen Baldachin, um den Namen des Gebäudes zu lesen: The Guilford.
Kannte sie den uniformierten Polizisten, der ihr zulächelte? Im Kopf ging sie blitzschnell eine Reihe Gesichter durch, hörte
jedoch damit auf, als ihr klar wurde, dass der Kerl sie nur anbaggern wollte. Detective Heat erwiderte das Lächeln und öffnete
ihren Leinenblazer, um ihm etwas zu bieten, wovon er träumen konnte. Sein Gesicht wurde sofort ernst, als er die Marke an ihrem Hosenbund sah. Der junge Polizist hob das gelbe Absperrband an, damit sie sich darunter hindurchducken konnte. Als sie sich auf der anderen Seite aufrichtete, erwischte sie ihn dabei, wie er sie schon wieder angaffte, daher konnte sie nicht widerstehen.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag“, sagte sie. „Ich kümmere mich um meinen Hintern, und Sie kümmern sich um die schaulustige Menge.“
Detective Nikki Heat ging an dem verwaisten Empfangspult des Straßencafés vorbei und betrat den Tatort. Sämtliche
Tische des La Chaleur Belle waren unbesetzt, mit Ausnahme des einen, an dem Detective Raley aus ihrem Dezernat mit einer
bestürzten Touristenfamilie saß, deren Mitglieder allesamt einen Sonnenbrand im Gesicht hatten und verzweifelt versuchten, sich irgendwie verständlich zu machen. Auf ihrem unangetasteten Mittagessen tummelten sich die Fliegen. Einige Spatzen, die sich eine solche Gelegenheit ebenfalls nicht entgehen lassen wollten, lauerten auf den Stuhllehnen und stürzten sich immer wieder mit kühnen Flugmanövern auf die Pommes frites. An der Tür zur Küche stand Detective Ochoa. Er sah von seinem Notizblock auf und nickte ihr knapp zu, während er eine Aushilfskraft in einer weißen Schürze voller Blutspritzer befragte. Die anderen Kellner befanden sich an der Bar im Inneren des Cafés und genehmigten sich nach dem Schreck erst einmal einen Drink. Heat ließ den Blick zu der Stelle schweifen, an der die Gerichtsmedizinerin kniete, und konnte es ihnen nicht verdenken.
„Männlicher Unbekannter, keine Brieftasche, kein Ausweis, schätzungsweise zwischen sechzig und fünfundsechzig Jahre alt.
Hinweise auf heftige stumpfe Gewalteinwirkung an Kopf, Hals und Brust.“
Lauren Parrys behandschuhte Hand zog die Folie zurück, damit ihre Freundin Nikki einen Blick auf die Leiche auf dem Bürgersteig werfen konnte. Sie sah nur flüchtig hin und wandte sich dann schnell ab.
„Kein Gesicht, also müssen wir wohl auf die zahnärztlichen Unterlagen zurückgreifen. Ansonsten gibt es nach dem Aufprall nicht mehr viel, was man identifizieren könnte. Ist er hier gelandet?“
„Dort.“
Die Gerichtsmedizinerin deutete auf die Eistheke des Cafés, die ein paar Meter entfernt lag. Durch die Wucht des Aufpralls war sie in zwei Teile gebrochen. Die überall verteilten Eis- und Blutspritzer waren in den wenigen Minuten seit dem
Vorfall bereits mit dem Bürgersteig verschmolzen. Als Heat hinüberging, bemerkte sie, dass sich auf den Sonnenschirmen des Cafés sowie auf der Gebäudefassade ebenfalls getrocknete Spritzer aus Speiseeis, Blut und Gewebe befanden. Sie näherte sich dem Trümmerhaufen so weit sie es wagte, ohne den Tatort zu kontaminieren, und sah direkt nach oben.
„It’s raining men“, zitierte plötzlich jemand den bekannten Song.
Nikki Heat drehte sich nicht einmal um. Sie stieß einfach nur seufzend seinen Namen aus.
„Rook.“
„Hallelujah.“
Er grinste, bis sie ihn schließlich ansah und den Kopf schüttelte. „Was denn? Ist schon gut, ich denke nicht, dass er
mich noch hören kann.“
Sie fragte sich, womit sie es verdient hatte, sich mit diesem Kerl herumschlagen zu müssen. Es war nicht das erste Mal in diesem Monat, dass sie sich das fragte. Ihr Job war an sich schon schwer genug. Wenn man dann noch einen vorlauten Reporter hinzufügte, der sich als Möchtegernpolizist aufspielte, konnte sich so ein Arbeitstag ganz schön in die Länge ziehen. Sie ging zu den langen Blumenkästen hinüber, die den Außenbereich des Cafés begrenzten, und sah wieder nach oben. Rook folgte ihr.
„Ich wäre früher hier gewesen, aber ein gewisser Jemand hat mich nicht angerufen. Wenn ich nicht bei Ochoa durchgeklingelt hätte, hätte ich das hier verpasst.“
„Und das wäre wirklich eine Tragödie gewesen, nicht wahr?“
„Ihr Sarkasmus verletzt mich. Hören Sie, ohne Zugang zu wichtigen Informationen kann ich nicht ordentlich für meinen Artikel
über die New Yorker Polizei recherchieren, und meine Abmachung mit dem Commissioner besagt ausdrücklich …“
„Glauben Sie mir, ich kenne Ihre Abmachung. Ich lebe Tag und Nacht damit. Sie dürfen die Ermittlungen all meiner Mordfälle
beobachten, als wären Sie ein echter Detective, der für seinen Lebensunterhalt hart arbeiten muss.“
„Also haben Sie einfach nur vergessen, mich anzurufen. Ich nehme Ihre Entschuldigung an.“
„Ich habe es nicht vergessen, und ich habe mich nicht bei Ihnen entschuldigt.“
„Eine Schlussfolgerung meinerseits. Bei Ihnen muss man eben ein wenig zwischen den Zeilen lesen.“
„Eines Tages müssen Sie mir mal erzählen, welchen Gefallen Sie dem Bürgermeister getan haben, um das hier genehmigt zu
bekommen.“
„Tut mir leid, Detective Heat, ich bin Reporter, und diese Information ist absolut vertraulich.“
„Haben Sie auf eine Story verzichtet, in der er schlecht weggekommen wäre?“
„Ja. Verdammt, jetzt fühle ich mich schlecht. Aber mehr werden Sie nicht aus mir herausbekommen.“
Detective Ochoa beendete die Befragung der Aushilfe, und Heat winkte ihn zu sich herüber.
„Auf dem Weg hierher kam ich an einem Portier vorbei, der so aussah, als hätte er einen wirklich
schlechten Tag. Überprüfen Sie den mal und finden Sie heraus, ob er unseren Unbekannten für uns identifizieren kann.“
Als sie sich wieder umdrehte, hatte Rook seine Hände zu einem imaginären Fernglas geformt und sah an dem Gebäude über dem Café hoch.
„Ich tippe auf den Balkon im sechsten Stock.“
„Wenn Sie Ihren Zeitschriftenartikel schreiben, können Sie darin jedes Stockwerk nennen, das Ihnen gefällt, Mr. Rook. Ist
das nicht genau das, was Sie Reporter tun: spekulieren?“
Bevor er antworten konnte, legte sie ihren Zeigefinger an seine Lippen.
„Aber wir sind hier keine Starjournalisten. Wir sind bloß die Polizei, und dummerweise müssen wir erst diese ärgerlichen
kleinen Dinger zusammentragen, die man Fakten nennt, um den Tathergang zu rekonstruieren. Und während ich versuche, meinen Job zu machen, wäre es da zu viel verlangt, dass Sie ein wenig Anstand an den Tag legen?“
„Kein Problem.“
„Danke.“
„Jameson? Jameson Rook?!“
Rook und Heat drehten sich um und entdeckten eine junge Frau hinter der Absperrung, die winkte und auf und ab sprang, um Rooks Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Oh mein Gott, er ist es! Das ist Jameson Rook!“
Rook schenkte ihr ein Lächeln und winkte in ihre Richtung, wodurch sein Fan nur noch aufgeregter wurde. Dann duckte sie sich unter dem gelben Absperrband durch.
„Hey, nein, treten Sie sofort wieder hinter die Absperrung!“
Detective Heat gab einem Paar uniformierter Polizisten ein Zeichen, doch die Frau in dem Neckholdertop und der abgeschnittenen Jeans hatte sie bereits hinter sich gelassen und lief auf Rook zu.
„Das hier ist ein Tatort. Sie dürfen sich hier nicht aufhalten.“
„Kann ich wenigstens ein Autogramm bekommen?“
Heat wog ihre Optionen ab. Das letzte Mal als sie versucht hatte, einen von Rooks Fans zu vertreiben, musste sie zehn Minuten
lang diskutieren und später eine Stunde damit verbringen, eine Antwort auf die offizielle Beschwerde der Frau zu formulieren.
Belesene Fans waren die schlimmsten. Sie nickte den beiden herannahenden Polizisten zu, und sie warteten.
„Ich habe Sie gestern Morgen bei The View gesehen. Oh mein Gott, in natura sind Sie ja sogar noch süßer.“
Sie wühlte in ihrer Strohhandtasche herum, hielt den Blick aber die ganze Zeit über auf Rook gerichtet.
„Nach der Show bin ich sofort losgelaufen, um die Zeitschrift zu kaufen, damit ich Ihren Artikel lesen konnte,
wissen Sie?“
Sie zog die neueste Ausgabe der First Press aus ihrer Tasche. Auf dem Cover prangte ein Foto von Rook und Bono in einem Hilfszentrum in Afrika.
„Oh! Warten Sie, ich habe einen Stift.“
„Perfekt.“
Er nahm den Stift entgegen und wollte nach dem Magazin greifen.
„Nein, signieren Sie das hier!“
Sie trat einen Schritt näher und zog die Vorderseite ihres Neckholdertops herunter.
Rook grinste
„Ich denke, dafür brauche ich mehr Tinte.“
Die Frau explodierte regelrecht vor Lachen und ergriff Nikki Heats Arm.
„Sehen Sie? Deswegen ist er mein Lieblingsautor.“
Doch Heat hatte ihre Aufmerksamkeit auf die Eingangsstufen des Guilfords gerichtet, wo Detective Ochoa dem Portier gerade
mitfühlend eine Hand auf die Schulter legte. Er trat aus dem Schatten des Baldachins, duckte sich unter dem Absperrband
durch und kam auf sie zu.
„Der Portier sagt, unser Opfer wohnte in diesem Gebäude. Im sechsten Stock.“
Nikki hörte, wie sich Rook hinter ihr räusperte, drehte sich aber nicht zu ihm um. Entweder erging er sich gerade in hämischer
Freude darüber, dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte, oder er signierte die Brust seines Groupies. Sie wollte weder das eine noch das andere sehen müssen.
Eine Stunde später befand sich Detective Heat in der andächtig stillen Wohnung des Opfers. Sie strahlte mitfühlende Geduld
aus, während sie der Ehefrau und dem siebenjährigen Sohn des Mannes auf einem antiken Stuhl gegenübersaß. Auf ihrem Schoß lag ein geschlossener kleiner blauer Spiralblock. Ihre natürliche aufrechte Körperhaltung und die Art, wie sie ihre Hand um die mit Schnitzereien verzierte hölzerne Armlehne des Stuhls gelegt hatte, verliehen ihr eine majestätische Gelassenheit. Als sie Rook dabei erwischte, wie er sie vom anderen Ende des Raums aus anstarrte, wandte er sich ab und betrachtete das Jackson-Pollock- Gemälde an der Wand direkt vor sich. Ihr kam in den Sinn, wie sehr die Farbkleckse sie an die Schürze der Aushilfe unten im Café erinnerten. Obwohl sie versuchte, es aufzuhalten, lief im Kopf der
Polizistin sofort alles noch einmal ab: die zertrümmerte Eistheke, die ausdruckslosen Gesichter der traumatisierten Kellner und der Wagen des Gerichtsmediziners, der mit der Leiche des Immobilienmoguls
Matthew Starr davonfuhr. Heat fragte sich, ob Starr gesprungen war. Die Wirtschaftskrise
hatte zu Dutzenden solcher Tragödien geführt. In letzter Zeit kam es immer wieder zu Selbstmorden oder erweiterten Selbstmorden diverser Firmenchefs und Großindustrieller. War ein ausgeprägtes
Ego ein Gegenmittel? Verglichen mit anderen New Yorker Immobilienunternehmern
war Matthew Starr nicht gerade für sein großes Ego bekannt, aber er hatte definitiv eins gehabt. Er war
einer unter Vielen gewesen, der genau wie alle anderen in seiner Branche stets darum bemüht war, seinen Namen auf die Fassade von allem zu klatschen, was ein Dach hatte. Aber wenigstens musste man ihm zugutehalten, dass er sich nicht unterkriegen ließ. Und dem Aussehen seiner Wohnung nach zu urteilen, konnte
es ihm nicht allzu schlecht gegangen sein. Immerhin hatte er zwei luxuriöse Stockwerke in einem bekannten Gebäude in der Nähe des westlichen Central Parks sein Eigen genannt. Sämtliche Möbel
waren entweder antik oder stammten von einem Designer. Das Wohnzimmer war ein großer, zwei Stockwerke hoher Salon, und die Wände waren bis unter die kathedralenartige Decke mit teuren Originalkunstwerken bedeckt. Vor seiner Haustür legte sicher niemand Werbeblättchen für Liefer- oder Schlüsseldienste ab. Gedämpftes Gelächter lenkte Nikki Heats Aufmerksamkeit auf den Balkon, wo sich die Detectives Raley und Ochoa, ein Duo, das gerne liebevoll als „Roach“ bezeichnet wurde, aufhielten.
Kimberly Starr wiegte ihren Sohn in ihren Armen hin und her und schien es nicht zu hören. Heat entschuldigte sich, stand auf
und durchquerte den Raum. Die oberen Fenster ließen an einigen Stellen helles Sonnenlicht hereinfallen, das sie in eine strahlende Aura hüllte, als sie diese passierte. Sie ging an dem Mitarbeiter der Spurensicherung vorbei, der die Balkontüren mit einem Pinsel abtupfte, trat hinaus und schlug ihren Notizblock auf einer leeren Seite auf.
„Tun Sie so, als würden wir unsere Notizen durchgehen.
Raley und Ochoa warfen sich verwirrte Blicke zu und kamen näher.
„Ich konnte Sie beide dort drinnen lachen hören.“
„Oh, verdammt …“, sagte Ochoa. Er verzog das Gesicht, und ein Schweißtropfen fiel von seiner Nasenspitze auf die leere Seite
ihres Notizblocks.
„Hören Sie mir zu. Ich weiß, dass das für Sie nur ein weiterer Tatort ist, okay? Aber für die Familie da drinnen ist das der
einzige Tatort, an dem sie sich je befunden haben. Verstehen Sie mich? Gut.“
Sie drehte sich halb zur Tür um, wandte sich ihnen dann aber noch einmal zu. „Ach, und sobald wir hier raus sind,
will ich diesen Witz hören. Ich könnte einen Grund zum Lachen gebrauchen.“
Als Heat wieder ins Wohnzimmer trat, führte das Kindermädchen Kimberlys Sohn gerade aus dem Raum.
„Gehen Sie mit Matty für eine Weile nach draußen, Agda. Aber nicht durch die Vordertür, hören Sie? Nicht durch die Vordertür.“
Sie griff nach einem weiteren Taschentuch und tupfte sich die Nase ab.
Agda blieb im Durchgang stehen.
„Im Park ist es heute zu heiß für ihn.“
Das skandinavische Kindermädchen war ein echter Hingucker und wäre durchaus als Kimberlys jüngere Schwester durchgegangen. Der Vergleich ließ Heat über den Altersunterschied zwischen Kimberly Starr und ihrem toten Ehemann nachdenken. Sie schätzte die Frau auf achtundzwanzig, ihr Mann war bereits Mitte sechzig gewesen. Wenn das mal keine Vorzeigeehefrau war.
Mattys Lösung für das Problem war das Kino. Der neue Pixar- Film war vor Kurzem angelaufen, und obwohl er ihn schon am
ersten Tag gesehen hatte, wollte er ihn sich noch einmal anschauen. Nikki nahm sich vor, am Wochenende mit ihrer Nichte in den Film zu gehen. Das kleine Mädchen liebte Animationsfilme. Fast so sehr wie Nikki selbst. Es ging doch nichts über eine Nichte als perfekte Entschuldigung dafür, dass man zwei Stunden lang in purer Unschuld schwelgte. Matty Starr verabschiedete sich mit einem unsicheren Winken. Er spürte, dass etwas nicht stimmte, doch fürs Erste hatte man dem kleinen Jungen die schlimme Neuigkeit erspart. Er würde sie noch früh genug erfahren.
„Ich möchte Ihnen nochmals mein Beileid für Ihren Verlust aussprechen, Mrs. Starr.“
„Danke, Detective.“ Ihre Stimme schien von sehr weit weg zu kommen. Sie saß äußerst steif da, glättete die Falten in ihrem
Sommerkleid und verharrte dann reglos. Nur ihre Hände bewegten sich, während sie geistesabwesend das Taschentuch auf
ihrem Schoß zerknüllte.
„Ich weiß, dass das nicht der beste Zeitpunkt ist, aber ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.“
„Ich verstehe.“ Wieder die abwesende Stimme, gemäßigt, weit weg und was noch? Heat überlegte. Ja, angemessen.
Heat zog die Kappe von ihrem Stift.
„Waren Sie oder Ihr Sohn hier, als es geschah?“
„Nein, Gott sei Dank nicht. Wir waren unterwegs.“
Heat machte sich eine kurze Notiz und faltete ihre Hände. Kimberly wartete, drehte einen großen schwarzen Onyx an ihrer David-Yurman- Halskette hin und her und brach dann die Stille.
„Wir sind ins Dino-Bites drüben auf der Amsterdam Avenue gegangen. Wir haben die gefrorene Teergrubensuppe gegessen. Das ist eigentlich nur geschmolzenes Schokoladeneis mit Fruchtgummidinosauriern. Matty liebt die Teergrubensuppe.“
Rook setzte sich auf den gepolsterten Chippendale-Stuhl, der Heat gegenüberstand.
„Wissen Sie, ob sonst jemand in der Wohnung war?“
„Nein, ich glaube nicht.“ Sie schien ihn erst jetzt wahrzunehmen.
„Kennen wir uns? Sie kommen mir bekannt vor.“
Heat mischte sich schnell ein, um Schlimmeres zu verhindern.
„Mr. Rook ist Journalist. Er schreibt Artikel für Zeitschriften und arbeitet in inoffizieller Funktion mit uns zusammen. Sehr inoffiziell.“
„Ein Reporter … Sie werden doch keine Story über meinen Ehemann schreiben, oder?“
„Nein. Nicht direkt. Ich betreibe nur ein wenig Hintergrundrecherche.“
„Gut. Das würde meinem Ehemann nämlich nicht gefallen. Er hielt alle Reporter für Arschlöcher.“
Nikki Heat versicherte ihr, dass sie das voll und ganz nachvollziehen könne, sah dabei aber Rook an. Dann fuhr sie fort
„Haben Sie in letzter Zeit irgendwelche Verhaltensänderungen oder Stimmungsschwankungen
bei Ihrem Ehemann bemerkt?“
„Matt hat keinen Selbstmord begangen, also unterstellen Sie ihm das erst gar nicht.“
Ihre sittsame, adrette Fassade löste sich in einem Schwall heißer Wut auf.
„Mrs. Starr, wir wollen einfach nur alle …“
„Hören Sie auf! Mein Mann liebte mich und unseren Sohn. Er liebte das Leben. Er baute ein niedriges Mehrzweckgebäude mit
ökologischer Technologie, um Himmels willen.“
Unter ihrem zur Seite gekämmten Pony bildeten sich Schweißperlen.
„Warum stellen Sie mir dämliche Fragen, wenn Sie da draußen sein und seinen Mörder suchen könnten?“
Detective Heat wartete, bis ihr Gegenüber genug Dampf abgelassen hatte. Sie hatte diese Situation schon oft genug erlebt, um
zu wissen, dass diejenigen, die nach außen hin ruhig wirkten, die meiste Wut in sich trugen und sie rauslassen mussten. Oder erinnerte sie sich einfach nur an den Moment zurück, als sie diejenige auf der anderen Seite dieser Unterhaltung gewesen war? Damals war sie erst neunzehn Jahre alt gewesen, und ihre ganze Welt war mit einem Schlag um sie herum zusammengebrochen. Hatte sie wirklich all ihre Wut rausgelassen oder einfach nur einen Deckel darüber festgeklemmt?
„Es ist Sommer, verdammt, wir sollten in den Hamptons sein. Das wäre nicht passiert, wenn wir nach Stormfall gefahren
wären.“
Diese Familie war tatsächlich stinkreich. Man kaufte sich nicht einfach so ein Anwesen in East Hampton. Stormfall lag in
einer ruhigen Gegend direkt am Strand, und in der Nachbarschaft wohnten Leute wie Jerry Seinfeld und Steven Spielberg.
„Ich hasse diese Stadt!“, rief Kimberly.
„Ich hasse sie abgrundtief. Der wievielte Mord ist das in diesem Jahr? Der dreihundertste?
Als ob das Leuten wie Ihnen überhaupt noch etwas ausmachen würde.“
Sie keuchte aufgebracht und hatte offenbar alles gesagt. Heat klappte ihren Notizblock zu und trat um den Couchtisch
herum, um neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen.
„Bitte glauben Sie mir. Ich weiß, wie schwer das für Sie ist.“
„Nein, das wissen Sie nicht.“
„Doch, ich fürchte, das tue ich.“
Sie wartete, bis Kimberly die Bedeutung ihrer Worte begriffen hatte, und fuhr dann fort.
„Morde sind für mich nicht bloß Zahlen. Ein Mensch ist ums Leben gekommen. Ein geliebter Angehöriger. Jemand, von dem
Sie dachten, dass Sie heute Abend mit ihm am Esstisch sitzen würden, ist plötzlich nicht mehr da. Ein kleiner Junge hat seinen
Vater verloren. Irgendjemand ist dafür verantwortlich. Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich diesen Fall aufklären werde.“
Kimberly nickte. Entweder hatten Heats Worte sie besänftigt, oder sie stand immer noch unter Schock. Sie fragte, ob sie dieses
Gespräch später fortsetzen könnten.
„Im Moment will ich einfach nur zu meinem Sohn.“
Sie ließ sie in der Wohnung zurück, damit sie mit ihren Ermittlungen fortfahren konnten. Nachdem sie gegangen war, sagte
Rook:
„Ich habe mich schon immer gefragt, woher all diese perfekten Hausfrauen kommen. Vermutlich werden sie auf einer
geheimen Farm in Connecticut gezüchtet.“
„Danke, dass Sie sich nicht eingemischt haben, als sie ausgerastet ist.“
Rook zuckte mit den Schultern.
„Ich würde ja gern behaupten, dass das Feingefühl war, aber der eigentliche Grund war dieser Stuhl. Ein Mann kann nur schwer Autorität ausstrahlen, wenn er von so viel weichem buntem Stoff umgeben ist. Aber nun, da sie
weg ist, kann ich Ihnen ja sagen, dass ich ungute Schwingungen von ihr empfange.“
„Das überrascht mich nicht. Immerhin hat sie sich nicht gerade positiv über Ihren ‚Beruf‘ geäußert. Auch wenn sie damit nicht
ganz unrecht hatte.“ Heat wandte sich ab, da sie befürchtete, dass sich ihr innerliches Grinsen auf ihre Lippen schleichen könnte, und ging erneut auf den Balkon zu. Rook war sofort wieder an ihrer Seite
„Oh bitte, ich habe zwei Pulitzer-Preise gewonnen. Ich brauche ihren Respekt nicht."
Sie warf ihm einen Seitenblick zu.
„Obwohl ich ihr gerne mitgeteilt hätte, dass meine Artikelserie über meinen Monat im Untergrund
mit den tschetschenischen Rebellen wahrscheinlich bald verfilmt wird.“
„Warum haben Sie das nicht getan? Ihre Selbstverherrlichung wäre vielleicht eine willkommene Ablenkung von der Tatsache
gewesen, dass ihr Mann soeben gewaltsam zu Tode gekommen ist.“
Sie traten in die nachmittägliche Gluthitze hinaus. Raleys und Ochoas Hemden waren mittlerweile vollkommen durchnässt.
„Was haben Sie herausgefunden, Roach?“
„Es sieht definitiv nicht nach einem Selbstmord aus“, sagte Raley.
„Erstens: Sehen Sie sich die frisch abgeblätterte Farbe und den Ziegelstaub hier an. Jemand hat diese Balkontüren ziemlich
heftig aufgestoßen, was auf einen Kampf hindeuten könnte.“
„Und zweitens“, übernahm Ochoa, „gibt es hier eine Schleifspur, die von der Tür über die … wie nennt man die?“
„Terrakottafliesen“, half Rook ihm auf die Sprünge.
„Ja, richtig. Über die Terrakottafliesen führt. Auf denen sieht man die Spuren ziemlich gut, oder? Und sie verlaufen bis hierher.“
Er blieb vor dem Geländer stehen.
„Hier hat sich unser Mann verabschiedet.“
Alle vier lehnten sich vor und sahen nach unten.
„Wow“, kommentierte Rook.
„Sechs Stockwerke tief. Es sind doch sechs, oder Jungs?“
„Lassen Sie’s gut sein, Rook“, sagte Heat.
„Aber das hier ist der eindeutige Beweis.“ Ochoa ging auf die Knie, um mit seinem Stift auf etwas am Geländer zu deuten. „Sie
müssen ganz nah herangehen.“
Er rückte ein Stück zurück, um Heat Platz zu machen, die sich ebenfalls hinkniete und die Stelle,
auf die er zeigte, betrachtete.
„Es sind abgerissene Stofffasern. Der Typ von der Spurensicherung meint, sie werden sich als blauer
Jeansstoff herausstellen, sobald er mit seinen Tests fertig ist. Unser Opfer trug aber keine Jeans, also stammen die hier von jemand anders.“
Rook kniete sich neben Heat, um sich das winzige Stoffstück anzusehen.
„Sie meinen, jemand, der ihn über das Geländer gestoßen hat.“
Heat nickte, und Rook tat es ihr nach. Sie sahen einander an, und die Nähe zu ihm brachte sie ein wenig aus dem
Konzept, doch sie wich nicht zurück. Fast Nase an Nase hockte sie mit ihm in der Hitze, hielt seinem Blick stand und beobachtete, wie das Sonnenlicht in seinen Augen tanzte. Und dann blinzelte sie. Oh verdammt, dachte sie, was war das denn? Ich kann mich doch nicht wirklich zu diesem Kerl hingezogen fühlen. Völlig unmöglich.
Detective Heat stand schnell auf und war sofort wieder konzentriert und professionell.
„Roach? Ich will, dass Sie Kimberly Starr überprüfen. Und finden Sie heraus, ob ihr Alibi stimmt und sie
tatsächlich in diesem Eiscafé in der Amsterdam Avenue war.“
„Soso“, sagte Rook und erhob sich neben ihr, „Sie empfangen also auch ungute Schwingungen vor ihr, was?“
„Ich halte nichts von Schwingungen. Ich mache Polizeiarbeit.“
Dann eilte sie zurück in die Wohnung.
Später, auf der Fahrstuhlfahrt nach unten, fragte sie ihre Detectives:
„Also gut, was war so lustig, dass ich Sie mit bloßen Händen hätte töten können? Und Sie wissen, dass ich dank meiner Ausbildung dazu in der Lage bin.“
„Ach nichts. Wir haben nur ein wenig rumgealbert. Sie wissen ja, wie das ist“, sagte Ochoa.
„Ja, keine große Sache“, fügte Raley hinzu.
Schweigend fuhren sie zwei Stockwerke weiter. Dann fingen beide an, leise „It’s Raining Men“ zu summen, bis sie sich schließlich nicht mehr zusammenreißen konnten und laut losprusteten.
„Das ist es? Darüber haben Sie so gelacht?“
„Das“, verkündete Rook, „könnte möglicherweise der stolzeste
Augenblick meines Lebens sein.“
Als sie wieder in die brütende Hitze hinaustraten und sich unter dem Baldachin des Guilfords versammelten, sagte Rook:
„Sie werden nie erraten, wer dieses Lied geschrieben hat.“
„Mit Liederschreibern kenne ich mich nicht aus“, gab Raley zu.
„Den hier würden Sie kennen.“
„Elton John?“
„Falsch.“
„Geben Sie mir einen Tipp.“
Der Schrei einer Frau schnitt durch den Feierabendverkehrslärm der Stadt, und Nikki Heat sprang auf den Bürgersteig. Ihr Kopf
schnellte herum, während sie die Umgebung absuchte.
„Dort drüben!“, rief der Portier und deutete in Richtung der
Columbus Avenue.
„Mrs. Starr!“
Heat folgte seinem Blick zu der Straßenecke, wo ein großer Mann Kimberly Starr an den Schultern packte und sie gegen
ein Schaufenster rammte. Die Glasscheibe schepperte dumpf, zerbrach aber nicht.
Nikki war bereits losgelaufen, und die anderen drei waren ihr dicht auf den Fersen. Sie hielt ihre Polizeimarke hoch und wies die
Passanten lautstark an, aus dem Weg zu gehen. Auf diese Weise arbeitete sie sich zügig durch die Menge vor. Raley zückte sein
Funkgerät und forderte Verstärkung an.
„Polizei, keine Bewegung!“, rief Heat.
Der Angreifer hielt für einen Sekundenbruchteil erschrocken inne, und Kimberly nutzte diesen Moment für einen Tritt in Richtung seiner Weichteile, der kläglich danebenging. Der Mann hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, woraufhin sie das Gleichgewicht verlor und auf dem Bürgersteig landete.
„Ochoa“, sagte Heat und deutete im Vorbeilaufen auf Kimberly. Ochoa blieb stehen, um sich um sie zu kümmern, während Raley und Rook weiter Heat folgten. Mittlerweile hatten sie die Kreuzung erreicht und
mussten diversen Autos ausweichen. Ein Reisebus, der ein illegales Wendemanöver durchführte, blockierte ihren Weg. Heat lief um das hintere Ende des Busses herum, eilte durch eine Wolke aus heißen stinkenden Abgasen und erreichte das Kopfsteinpflaster des Bürgersteigs, der den Museumskomplex umgab. Es gab keine Spur von dem Mann. Sie verlangsamte ihre
Geschwindigkeit, als sie sich gegenüber der Evelyn Lounge in der Achtundsiebzigsten Straße befand. Raley sprach hinter ihr immer noch in sein Funkgerät und gab ihre Position sowie eine Beschreibung des Mannes durch:
„… männlicher Weißer, fünfunddreißig, beginnende Glatze, eins achtzig, weißes kurzärmeliges Hemd,
blaue Jeans …“
An der Ecke Einundachtzigste Straße und Columbus Avenue blieb Heat stehen und drehte sich einmal um sich selbst. Ein glänzender Schweißfilm bedeckte ihre Brust und sorgte dafür, dass auch ihr Oberteil bereits durchnässt war. Doch sie zeigte keine Anzeichen von Erschöpfung. Stattdessen war sie hellwach und höchst aufmerksam. Sie behielt sowohl die unmittelbare als auch die weiter entfernte Umgebung im Auge und wusste, dass sie den Mann nur einmal kurz sehen musste, um sofort weiterzurennen.
„So gut in Form war er nicht.“
Rook klang ein wenig außer Atem.
„Er kann nicht weit gekommen sein.“
Sie wandte sich zu ihm um und war ein klein wenig beeindruckt, dass er mit ihr Schritt gehalten hatte. Und auch ein klein wenig verärgert.
„Was zum Teufel machen Sie hier, Rook?“
„Ich biete Ihnen ein zusätzliches Paar Augen, Detective.“
„Raley, ich übernehme den westlichen Central Park und das Museum. Sie nehmen die Einundachtzigste Richtung Amsterdam
und kehren von dort zur Neunundsiebzigsten zurück.“
„Geht klar.“
Er machte sich zur Columbus Avenue auf und kämpfte sich durch den Feierabendverkehr.
„Was ist mit mir?“
„Falls es Ihnen nicht aufgefallen ist, ich bin zurzeit ein wenig zu beschäftigt, um auch noch auf Sie aufzupassen. Wenn Sie helfen wollen, dann nehmen sie Ihr zusätzliches Paar Augen mit und sehen Sie nach, wie es Kimberly Starr geht.“
Damit ließ sie ihn an der Straßenecke stehen und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen. Heat brauchte ihre volle
Konzentration und wollte sich von nichts und niemandem ablenken lassen. Schon gar nicht von ihm. Ihr ungewollter
Begleiter wurde ihr langsam lästig. Und was sollte das vorhin auf dem Balkon? Warum in aller Welt hatte er sein Gesicht so nah an ihres gehalten, als würden sie für eine dieser Parfümanzeigen in der Vanity Fair posieren, die einem eine Art von Liebe vorgaukelten, die sich im wahren Leben niemals erfüllte? Zum Glück hatte sie sich sofort wieder im Griff gehabt. Dennoch fragte sie sich, ob sie gerade eben nicht doch ein wenig zu hart zu dem
armen Kerl gewesen war. Als sie sich umdrehte, um nach Rook zu sehen, entdeckte sie ihn nicht auf Anhieb. Doch dann machte sie ihn ein gutes Stück entfernt auf der Columbus Avenue aus. Warum zum Teufel kauerte er hinter diesem Blumenkübel? Er sah aus, als würde er jemanden beobachten. Sie sprang über den Zaun der Hundewiese und lief über den Rasen auf ihn zu. Plötzlich bemerkte sie den Kerl in dem weißen Hemd und der blauen Jeans, der aus einem
Müllcontainer am Hintereingang des Museumskomplexes kletterte.
Sie verfiel sofort in einen Sprint. Vor ihr kam Rook hinter seinem Blumenkübel hervor. Der Kerl lief an ihm vorbei über die
Straße und verschwand in einem Wartungstunnel. Nikki Heat rief nach Rook, doch der rannte bereits hinter dem Täter her in den unterirdischen Tunnel. Sie fluchte, sprang über den Zaun am anderen Ende der Hundewiese und folgte ihnen.
Wenn sie an einem Tatort eintraf, um sich die Leiche anzusehen, lief alles immer gleich ab. Sie schnallte ihren Sicherheitsgurt
los, zog einen Stift aus der Gummihalterung am Sonnenschutz und ließ ihre langen schlanken Finger über ihre
Hüfte gleiten, um nach ihrer Dienstwaffe zu tasten, die ihr ein Gefühl der Sicherheit gab. Und dann hielt sie jedes Mal inne.
Nicht lange. Nur einen langsamen tiefen Atemzug lang. Das war alles, was sie brauchte, um sich an die eine Sache zu erinnern, die sie niemals vergessen würde. Eine weitere Leiche wartete auf sie. Sie atmete ein. Und als sie die ausgefransten Ränder des Lochs spüren konnte, das man in ihr Leben gerissen hatte, war Detective Nikki Heat bereit. Sie öffnete die Autotür und machte sich an die Arbeit.
Die Hitze, die ihr entgegenschlug, hätte sie beinahe wieder zurück in den Wagen taumeln lassen. Draußen herrschten fast
vierzig Grad. New York war ein Schmelzofen, und der weiche Asphalt auf der Siebenundsiebzigsten Straße West gab unter ihren
Füßen nach, wodurch es sich so anfühlte, als liefe sie über nassen Sand. Heat hätte es sich einfacher machen und näher am Tatort parken können, doch das war ein weiteres ihrer Rituale: der Weg zum Ort des Geschehens. An jedem Tatort fand man eine gewisse Art von Chaos vor, und diese sechzig Meter Fußweg boten ihr die einzige Gelegenheit, einen eigenen, unverfälschten Eindruck von der Situation zu gewinnen.
Dank der nachmittäglichen Hitze war der Bürgersteig so gut wie leer gefegt. Das hektische Gedränge der Mittagspause war vorbei, und die Touristen kühlten sich entweder im Naturkundemuseum auf der anderen Straßenseite ab oder hatten Zuflucht bei Starbucks gesucht. Dort nahmen sie dann eisgekühlte Getränke zu sich, die nur deshalb besonders ausgefallen klangen, weil sie alle auf einen Vokal endeten. Ihre Verachtung für die Kaffeetrinker löste sich
jedoch schnell auf und wurde durch das Vorhaben ersetzt, sich auf dem Weg zurück zum Revier selbst ein solches Getränk zu
besorgen. Schräg vor sich bemerkte sie einen Portier, der offenbar zu dem Wohngebäude gehörte, das sich direkt neben dem mit Absperrband versehenen Straßencafé befand. Er hatte seine Mütze abgenommen und saß mit dem Kopf zwischen den Knien auf den ausgetretenen Marmorstufen. Im Vorbeigehen sah sie nach oben zu dem jägergrünen Baldachin, um den Namen des Gebäudes zu lesen: The Guilford.
Kannte sie den uniformierten Polizisten, der ihr zulächelte? Im Kopf ging sie blitzschnell eine Reihe Gesichter durch, hörte
jedoch damit auf, als ihr klar wurde, dass der Kerl sie nur anbaggern wollte. Detective Heat erwiderte das Lächeln und öffnete
ihren Leinenblazer, um ihm etwas zu bieten, wovon er träumen konnte. Sein Gesicht wurde sofort ernst, als er die Marke an ihrem Hosenbund sah. Der junge Polizist hob das gelbe Absperrband an, damit sie sich darunter hindurchducken konnte. Als sie sich auf der anderen Seite aufrichtete, erwischte sie ihn dabei, wie er sie schon wieder angaffte, daher konnte sie nicht widerstehen.
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag“, sagte sie. „Ich kümmere mich um meinen Hintern, und Sie kümmern sich um die schaulustige Menge.“
Detective Nikki Heat ging an dem verwaisten Empfangspult des Straßencafés vorbei und betrat den Tatort. Sämtliche
Tische des La Chaleur Belle waren unbesetzt, mit Ausnahme des einen, an dem Detective Raley aus ihrem Dezernat mit einer
bestürzten Touristenfamilie saß, deren Mitglieder allesamt einen Sonnenbrand im Gesicht hatten und verzweifelt versuchten, sich irgendwie verständlich zu machen. Auf ihrem unangetasteten Mittagessen tummelten sich die Fliegen. Einige Spatzen, die sich eine solche Gelegenheit ebenfalls nicht entgehen lassen wollten, lauerten auf den Stuhllehnen und stürzten sich immer wieder mit kühnen Flugmanövern auf die Pommes frites. An der Tür zur Küche stand Detective Ochoa. Er sah von seinem Notizblock auf und nickte ihr knapp zu, während er eine Aushilfskraft in einer weißen Schürze voller Blutspritzer befragte. Die anderen Kellner befanden sich an der Bar im Inneren des Cafés und genehmigten sich nach dem Schreck erst einmal einen Drink. Heat ließ den Blick zu der Stelle schweifen, an der die Gerichtsmedizinerin kniete, und konnte es ihnen nicht verdenken.
„Männlicher Unbekannter, keine Brieftasche, kein Ausweis, schätzungsweise zwischen sechzig und fünfundsechzig Jahre alt.
Hinweise auf heftige stumpfe Gewalteinwirkung an Kopf, Hals und Brust.“
Lauren Parrys behandschuhte Hand zog die Folie zurück, damit ihre Freundin Nikki einen Blick auf die Leiche auf dem Bürgersteig werfen konnte. Sie sah nur flüchtig hin und wandte sich dann schnell ab.
„Kein Gesicht, also müssen wir wohl auf die zahnärztlichen Unterlagen zurückgreifen. Ansonsten gibt es nach dem Aufprall nicht mehr viel, was man identifizieren könnte. Ist er hier gelandet?“
„Dort.“
Die Gerichtsmedizinerin deutete auf die Eistheke des Cafés, die ein paar Meter entfernt lag. Durch die Wucht des Aufpralls war sie in zwei Teile gebrochen. Die überall verteilten Eis- und Blutspritzer waren in den wenigen Minuten seit dem
Vorfall bereits mit dem Bürgersteig verschmolzen. Als Heat hinüberging, bemerkte sie, dass sich auf den Sonnenschirmen des Cafés sowie auf der Gebäudefassade ebenfalls getrocknete Spritzer aus Speiseeis, Blut und Gewebe befanden. Sie näherte sich dem Trümmerhaufen so weit sie es wagte, ohne den Tatort zu kontaminieren, und sah direkt nach oben.
„It’s raining men“, zitierte plötzlich jemand den bekannten Song.
Nikki Heat drehte sich nicht einmal um. Sie stieß einfach nur seufzend seinen Namen aus.
„Rook.“
„Hallelujah.“
Er grinste, bis sie ihn schließlich ansah und den Kopf schüttelte. „Was denn? Ist schon gut, ich denke nicht, dass er
mich noch hören kann.“
Sie fragte sich, womit sie es verdient hatte, sich mit diesem Kerl herumschlagen zu müssen. Es war nicht das erste Mal in diesem Monat, dass sie sich das fragte. Ihr Job war an sich schon schwer genug. Wenn man dann noch einen vorlauten Reporter hinzufügte, der sich als Möchtegernpolizist aufspielte, konnte sich so ein Arbeitstag ganz schön in die Länge ziehen. Sie ging zu den langen Blumenkästen hinüber, die den Außenbereich des Cafés begrenzten, und sah wieder nach oben. Rook folgte ihr.
„Ich wäre früher hier gewesen, aber ein gewisser Jemand hat mich nicht angerufen. Wenn ich nicht bei Ochoa durchgeklingelt hätte, hätte ich das hier verpasst.“
„Und das wäre wirklich eine Tragödie gewesen, nicht wahr?“
„Ihr Sarkasmus verletzt mich. Hören Sie, ohne Zugang zu wichtigen Informationen kann ich nicht ordentlich für meinen Artikel
über die New Yorker Polizei recherchieren, und meine Abmachung mit dem Commissioner besagt ausdrücklich …“
„Glauben Sie mir, ich kenne Ihre Abmachung. Ich lebe Tag und Nacht damit. Sie dürfen die Ermittlungen all meiner Mordfälle
beobachten, als wären Sie ein echter Detective, der für seinen Lebensunterhalt hart arbeiten muss.“
„Also haben Sie einfach nur vergessen, mich anzurufen. Ich nehme Ihre Entschuldigung an.“
„Ich habe es nicht vergessen, und ich habe mich nicht bei Ihnen entschuldigt.“
„Eine Schlussfolgerung meinerseits. Bei Ihnen muss man eben ein wenig zwischen den Zeilen lesen.“
„Eines Tages müssen Sie mir mal erzählen, welchen Gefallen Sie dem Bürgermeister getan haben, um das hier genehmigt zu
bekommen.“
„Tut mir leid, Detective Heat, ich bin Reporter, und diese Information ist absolut vertraulich.“
„Haben Sie auf eine Story verzichtet, in der er schlecht weggekommen wäre?“
„Ja. Verdammt, jetzt fühle ich mich schlecht. Aber mehr werden Sie nicht aus mir herausbekommen.“
Detective Ochoa beendete die Befragung der Aushilfe, und Heat winkte ihn zu sich herüber.
„Auf dem Weg hierher kam ich an einem Portier vorbei, der so aussah, als hätte er einen wirklich
schlechten Tag. Überprüfen Sie den mal und finden Sie heraus, ob er unseren Unbekannten für uns identifizieren kann.“
Als sie sich wieder umdrehte, hatte Rook seine Hände zu einem imaginären Fernglas geformt und sah an dem Gebäude über dem Café hoch.
„Ich tippe auf den Balkon im sechsten Stock.“
„Wenn Sie Ihren Zeitschriftenartikel schreiben, können Sie darin jedes Stockwerk nennen, das Ihnen gefällt, Mr. Rook. Ist
das nicht genau das, was Sie Reporter tun: spekulieren?“
Bevor er antworten konnte, legte sie ihren Zeigefinger an seine Lippen.
„Aber wir sind hier keine Starjournalisten. Wir sind bloß die Polizei, und dummerweise müssen wir erst diese ärgerlichen
kleinen Dinger zusammentragen, die man Fakten nennt, um den Tathergang zu rekonstruieren. Und während ich versuche, meinen Job zu machen, wäre es da zu viel verlangt, dass Sie ein wenig Anstand an den Tag legen?“
„Kein Problem.“
„Danke.“
„Jameson? Jameson Rook?!“
Rook und Heat drehten sich um und entdeckten eine junge Frau hinter der Absperrung, die winkte und auf und ab sprang, um Rooks Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Oh mein Gott, er ist es! Das ist Jameson Rook!“
Rook schenkte ihr ein Lächeln und winkte in ihre Richtung, wodurch sein Fan nur noch aufgeregter wurde. Dann duckte sie sich unter dem gelben Absperrband durch.
„Hey, nein, treten Sie sofort wieder hinter die Absperrung!“
Detective Heat gab einem Paar uniformierter Polizisten ein Zeichen, doch die Frau in dem Neckholdertop und der abgeschnittenen Jeans hatte sie bereits hinter sich gelassen und lief auf Rook zu.
„Das hier ist ein Tatort. Sie dürfen sich hier nicht aufhalten.“
„Kann ich wenigstens ein Autogramm bekommen?“
Heat wog ihre Optionen ab. Das letzte Mal als sie versucht hatte, einen von Rooks Fans zu vertreiben, musste sie zehn Minuten
lang diskutieren und später eine Stunde damit verbringen, eine Antwort auf die offizielle Beschwerde der Frau zu formulieren.
Belesene Fans waren die schlimmsten. Sie nickte den beiden herannahenden Polizisten zu, und sie warteten.
„Ich habe Sie gestern Morgen bei The View gesehen. Oh mein Gott, in natura sind Sie ja sogar noch süßer.“
Sie wühlte in ihrer Strohhandtasche herum, hielt den Blick aber die ganze Zeit über auf Rook gerichtet.
„Nach der Show bin ich sofort losgelaufen, um die Zeitschrift zu kaufen, damit ich Ihren Artikel lesen konnte,
wissen Sie?“
Sie zog die neueste Ausgabe der First Press aus ihrer Tasche. Auf dem Cover prangte ein Foto von Rook und Bono in einem Hilfszentrum in Afrika.
„Oh! Warten Sie, ich habe einen Stift.“
„Perfekt.“
Er nahm den Stift entgegen und wollte nach dem Magazin greifen.
„Nein, signieren Sie das hier!“
Sie trat einen Schritt näher und zog die Vorderseite ihres Neckholdertops herunter.
Rook grinste
„Ich denke, dafür brauche ich mehr Tinte.“
Die Frau explodierte regelrecht vor Lachen und ergriff Nikki Heats Arm.
„Sehen Sie? Deswegen ist er mein Lieblingsautor.“
Doch Heat hatte ihre Aufmerksamkeit auf die Eingangsstufen des Guilfords gerichtet, wo Detective Ochoa dem Portier gerade
mitfühlend eine Hand auf die Schulter legte. Er trat aus dem Schatten des Baldachins, duckte sich unter dem Absperrband
durch und kam auf sie zu.
„Der Portier sagt, unser Opfer wohnte in diesem Gebäude. Im sechsten Stock.“
Nikki hörte, wie sich Rook hinter ihr räusperte, drehte sich aber nicht zu ihm um. Entweder erging er sich gerade in hämischer
Freude darüber, dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte, oder er signierte die Brust seines Groupies. Sie wollte weder das eine noch das andere sehen müssen.
Eine Stunde später befand sich Detective Heat in der andächtig stillen Wohnung des Opfers. Sie strahlte mitfühlende Geduld
aus, während sie der Ehefrau und dem siebenjährigen Sohn des Mannes auf einem antiken Stuhl gegenübersaß. Auf ihrem Schoß lag ein geschlossener kleiner blauer Spiralblock. Ihre natürliche aufrechte Körperhaltung und die Art, wie sie ihre Hand um die mit Schnitzereien verzierte hölzerne Armlehne des Stuhls gelegt hatte, verliehen ihr eine majestätische Gelassenheit. Als sie Rook dabei erwischte, wie er sie vom anderen Ende des Raums aus anstarrte, wandte er sich ab und betrachtete das Jackson-Pollock- Gemälde an der Wand direkt vor sich. Ihr kam in den Sinn, wie sehr die Farbkleckse sie an die Schürze der Aushilfe unten im Café erinnerten. Obwohl sie versuchte, es aufzuhalten, lief im Kopf der
Polizistin sofort alles noch einmal ab: die zertrümmerte Eistheke, die ausdruckslosen Gesichter der traumatisierten Kellner und der Wagen des Gerichtsmediziners, der mit der Leiche des Immobilienmoguls
Matthew Starr davonfuhr. Heat fragte sich, ob Starr gesprungen war. Die Wirtschaftskrise
hatte zu Dutzenden solcher Tragödien geführt. In letzter Zeit kam es immer wieder zu Selbstmorden oder erweiterten Selbstmorden diverser Firmenchefs und Großindustrieller. War ein ausgeprägtes
Ego ein Gegenmittel? Verglichen mit anderen New Yorker Immobilienunternehmern
war Matthew Starr nicht gerade für sein großes Ego bekannt, aber er hatte definitiv eins gehabt. Er war
einer unter Vielen gewesen, der genau wie alle anderen in seiner Branche stets darum bemüht war, seinen Namen auf die Fassade von allem zu klatschen, was ein Dach hatte. Aber wenigstens musste man ihm zugutehalten, dass er sich nicht unterkriegen ließ. Und dem Aussehen seiner Wohnung nach zu urteilen, konnte
es ihm nicht allzu schlecht gegangen sein. Immerhin hatte er zwei luxuriöse Stockwerke in einem bekannten Gebäude in der Nähe des westlichen Central Parks sein Eigen genannt. Sämtliche Möbel
waren entweder antik oder stammten von einem Designer. Das Wohnzimmer war ein großer, zwei Stockwerke hoher Salon, und die Wände waren bis unter die kathedralenartige Decke mit teuren Originalkunstwerken bedeckt. Vor seiner Haustür legte sicher niemand Werbeblättchen für Liefer- oder Schlüsseldienste ab. Gedämpftes Gelächter lenkte Nikki Heats Aufmerksamkeit auf den Balkon, wo sich die Detectives Raley und Ochoa, ein Duo, das gerne liebevoll als „Roach“ bezeichnet wurde, aufhielten.
Kimberly Starr wiegte ihren Sohn in ihren Armen hin und her und schien es nicht zu hören. Heat entschuldigte sich, stand auf
und durchquerte den Raum. Die oberen Fenster ließen an einigen Stellen helles Sonnenlicht hereinfallen, das sie in eine strahlende Aura hüllte, als sie diese passierte. Sie ging an dem Mitarbeiter der Spurensicherung vorbei, der die Balkontüren mit einem Pinsel abtupfte, trat hinaus und schlug ihren Notizblock auf einer leeren Seite auf.
„Tun Sie so, als würden wir unsere Notizen durchgehen.
Raley und Ochoa warfen sich verwirrte Blicke zu und kamen näher.
„Ich konnte Sie beide dort drinnen lachen hören.“
„Oh, verdammt …“, sagte Ochoa. Er verzog das Gesicht, und ein Schweißtropfen fiel von seiner Nasenspitze auf die leere Seite
ihres Notizblocks.
„Hören Sie mir zu. Ich weiß, dass das für Sie nur ein weiterer Tatort ist, okay? Aber für die Familie da drinnen ist das der
einzige Tatort, an dem sie sich je befunden haben. Verstehen Sie mich? Gut.“
Sie drehte sich halb zur Tür um, wandte sich ihnen dann aber noch einmal zu. „Ach, und sobald wir hier raus sind,
will ich diesen Witz hören. Ich könnte einen Grund zum Lachen gebrauchen.“
Als Heat wieder ins Wohnzimmer trat, führte das Kindermädchen Kimberlys Sohn gerade aus dem Raum.
„Gehen Sie mit Matty für eine Weile nach draußen, Agda. Aber nicht durch die Vordertür, hören Sie? Nicht durch die Vordertür.“
Sie griff nach einem weiteren Taschentuch und tupfte sich die Nase ab.
Agda blieb im Durchgang stehen.
„Im Park ist es heute zu heiß für ihn.“
Das skandinavische Kindermädchen war ein echter Hingucker und wäre durchaus als Kimberlys jüngere Schwester durchgegangen. Der Vergleich ließ Heat über den Altersunterschied zwischen Kimberly Starr und ihrem toten Ehemann nachdenken. Sie schätzte die Frau auf achtundzwanzig, ihr Mann war bereits Mitte sechzig gewesen. Wenn das mal keine Vorzeigeehefrau war.
Mattys Lösung für das Problem war das Kino. Der neue Pixar- Film war vor Kurzem angelaufen, und obwohl er ihn schon am
ersten Tag gesehen hatte, wollte er ihn sich noch einmal anschauen. Nikki nahm sich vor, am Wochenende mit ihrer Nichte in den Film zu gehen. Das kleine Mädchen liebte Animationsfilme. Fast so sehr wie Nikki selbst. Es ging doch nichts über eine Nichte als perfekte Entschuldigung dafür, dass man zwei Stunden lang in purer Unschuld schwelgte. Matty Starr verabschiedete sich mit einem unsicheren Winken. Er spürte, dass etwas nicht stimmte, doch fürs Erste hatte man dem kleinen Jungen die schlimme Neuigkeit erspart. Er würde sie noch früh genug erfahren.
„Ich möchte Ihnen nochmals mein Beileid für Ihren Verlust aussprechen, Mrs. Starr.“
„Danke, Detective.“ Ihre Stimme schien von sehr weit weg zu kommen. Sie saß äußerst steif da, glättete die Falten in ihrem
Sommerkleid und verharrte dann reglos. Nur ihre Hände bewegten sich, während sie geistesabwesend das Taschentuch auf
ihrem Schoß zerknüllte.
„Ich weiß, dass das nicht der beste Zeitpunkt ist, aber ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.“
„Ich verstehe.“ Wieder die abwesende Stimme, gemäßigt, weit weg und was noch? Heat überlegte. Ja, angemessen.
Heat zog die Kappe von ihrem Stift.
„Waren Sie oder Ihr Sohn hier, als es geschah?“
„Nein, Gott sei Dank nicht. Wir waren unterwegs.“
Heat machte sich eine kurze Notiz und faltete ihre Hände. Kimberly wartete, drehte einen großen schwarzen Onyx an ihrer David-Yurman- Halskette hin und her und brach dann die Stille.
„Wir sind ins Dino-Bites drüben auf der Amsterdam Avenue gegangen. Wir haben die gefrorene Teergrubensuppe gegessen. Das ist eigentlich nur geschmolzenes Schokoladeneis mit Fruchtgummidinosauriern. Matty liebt die Teergrubensuppe.“
Rook setzte sich auf den gepolsterten Chippendale-Stuhl, der Heat gegenüberstand.
„Wissen Sie, ob sonst jemand in der Wohnung war?“
„Nein, ich glaube nicht.“ Sie schien ihn erst jetzt wahrzunehmen.
„Kennen wir uns? Sie kommen mir bekannt vor.“
Heat mischte sich schnell ein, um Schlimmeres zu verhindern.
„Mr. Rook ist Journalist. Er schreibt Artikel für Zeitschriften und arbeitet in inoffizieller Funktion mit uns zusammen. Sehr inoffiziell.“
„Ein Reporter … Sie werden doch keine Story über meinen Ehemann schreiben, oder?“
„Nein. Nicht direkt. Ich betreibe nur ein wenig Hintergrundrecherche.“
„Gut. Das würde meinem Ehemann nämlich nicht gefallen. Er hielt alle Reporter für Arschlöcher.“
Nikki Heat versicherte ihr, dass sie das voll und ganz nachvollziehen könne, sah dabei aber Rook an. Dann fuhr sie fort
„Haben Sie in letzter Zeit irgendwelche Verhaltensänderungen oder Stimmungsschwankungen
bei Ihrem Ehemann bemerkt?“
„Matt hat keinen Selbstmord begangen, also unterstellen Sie ihm das erst gar nicht.“
Ihre sittsame, adrette Fassade löste sich in einem Schwall heißer Wut auf.
„Mrs. Starr, wir wollen einfach nur alle …“
„Hören Sie auf! Mein Mann liebte mich und unseren Sohn. Er liebte das Leben. Er baute ein niedriges Mehrzweckgebäude mit
ökologischer Technologie, um Himmels willen.“
Unter ihrem zur Seite gekämmten Pony bildeten sich Schweißperlen.
„Warum stellen Sie mir dämliche Fragen, wenn Sie da draußen sein und seinen Mörder suchen könnten?“
Detective Heat wartete, bis ihr Gegenüber genug Dampf abgelassen hatte. Sie hatte diese Situation schon oft genug erlebt, um
zu wissen, dass diejenigen, die nach außen hin ruhig wirkten, die meiste Wut in sich trugen und sie rauslassen mussten. Oder erinnerte sie sich einfach nur an den Moment zurück, als sie diejenige auf der anderen Seite dieser Unterhaltung gewesen war? Damals war sie erst neunzehn Jahre alt gewesen, und ihre ganze Welt war mit einem Schlag um sie herum zusammengebrochen. Hatte sie wirklich all ihre Wut rausgelassen oder einfach nur einen Deckel darüber festgeklemmt?
„Es ist Sommer, verdammt, wir sollten in den Hamptons sein. Das wäre nicht passiert, wenn wir nach Stormfall gefahren
wären.“
Diese Familie war tatsächlich stinkreich. Man kaufte sich nicht einfach so ein Anwesen in East Hampton. Stormfall lag in
einer ruhigen Gegend direkt am Strand, und in der Nachbarschaft wohnten Leute wie Jerry Seinfeld und Steven Spielberg.
„Ich hasse diese Stadt!“, rief Kimberly.
„Ich hasse sie abgrundtief. Der wievielte Mord ist das in diesem Jahr? Der dreihundertste?
Als ob das Leuten wie Ihnen überhaupt noch etwas ausmachen würde.“
Sie keuchte aufgebracht und hatte offenbar alles gesagt. Heat klappte ihren Notizblock zu und trat um den Couchtisch
herum, um neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen.
„Bitte glauben Sie mir. Ich weiß, wie schwer das für Sie ist.“
„Nein, das wissen Sie nicht.“
„Doch, ich fürchte, das tue ich.“
Sie wartete, bis Kimberly die Bedeutung ihrer Worte begriffen hatte, und fuhr dann fort.
„Morde sind für mich nicht bloß Zahlen. Ein Mensch ist ums Leben gekommen. Ein geliebter Angehöriger. Jemand, von dem
Sie dachten, dass Sie heute Abend mit ihm am Esstisch sitzen würden, ist plötzlich nicht mehr da. Ein kleiner Junge hat seinen
Vater verloren. Irgendjemand ist dafür verantwortlich. Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich diesen Fall aufklären werde.“
Kimberly nickte. Entweder hatten Heats Worte sie besänftigt, oder sie stand immer noch unter Schock. Sie fragte, ob sie dieses
Gespräch später fortsetzen könnten.
„Im Moment will ich einfach nur zu meinem Sohn.“
Sie ließ sie in der Wohnung zurück, damit sie mit ihren Ermittlungen fortfahren konnten. Nachdem sie gegangen war, sagte
Rook:
„Ich habe mich schon immer gefragt, woher all diese perfekten Hausfrauen kommen. Vermutlich werden sie auf einer
geheimen Farm in Connecticut gezüchtet.“
„Danke, dass Sie sich nicht eingemischt haben, als sie ausgerastet ist.“
Rook zuckte mit den Schultern.
„Ich würde ja gern behaupten, dass das Feingefühl war, aber der eigentliche Grund war dieser Stuhl. Ein Mann kann nur schwer Autorität ausstrahlen, wenn er von so viel weichem buntem Stoff umgeben ist. Aber nun, da sie
weg ist, kann ich Ihnen ja sagen, dass ich ungute Schwingungen von ihr empfange.“
„Das überrascht mich nicht. Immerhin hat sie sich nicht gerade positiv über Ihren ‚Beruf‘ geäußert. Auch wenn sie damit nicht
ganz unrecht hatte.“ Heat wandte sich ab, da sie befürchtete, dass sich ihr innerliches Grinsen auf ihre Lippen schleichen könnte, und ging erneut auf den Balkon zu. Rook war sofort wieder an ihrer Seite
„Oh bitte, ich habe zwei Pulitzer-Preise gewonnen. Ich brauche ihren Respekt nicht."
Sie warf ihm einen Seitenblick zu.
„Obwohl ich ihr gerne mitgeteilt hätte, dass meine Artikelserie über meinen Monat im Untergrund
mit den tschetschenischen Rebellen wahrscheinlich bald verfilmt wird.“
„Warum haben Sie das nicht getan? Ihre Selbstverherrlichung wäre vielleicht eine willkommene Ablenkung von der Tatsache
gewesen, dass ihr Mann soeben gewaltsam zu Tode gekommen ist.“
Sie traten in die nachmittägliche Gluthitze hinaus. Raleys und Ochoas Hemden waren mittlerweile vollkommen durchnässt.
„Was haben Sie herausgefunden, Roach?“
„Es sieht definitiv nicht nach einem Selbstmord aus“, sagte Raley.
„Erstens: Sehen Sie sich die frisch abgeblätterte Farbe und den Ziegelstaub hier an. Jemand hat diese Balkontüren ziemlich
heftig aufgestoßen, was auf einen Kampf hindeuten könnte.“
„Und zweitens“, übernahm Ochoa, „gibt es hier eine Schleifspur, die von der Tür über die … wie nennt man die?“
„Terrakottafliesen“, half Rook ihm auf die Sprünge.
„Ja, richtig. Über die Terrakottafliesen führt. Auf denen sieht man die Spuren ziemlich gut, oder? Und sie verlaufen bis hierher.“
Er blieb vor dem Geländer stehen.
„Hier hat sich unser Mann verabschiedet.“
Alle vier lehnten sich vor und sahen nach unten.
„Wow“, kommentierte Rook.
„Sechs Stockwerke tief. Es sind doch sechs, oder Jungs?“
„Lassen Sie’s gut sein, Rook“, sagte Heat.
„Aber das hier ist der eindeutige Beweis.“ Ochoa ging auf die Knie, um mit seinem Stift auf etwas am Geländer zu deuten. „Sie
müssen ganz nah herangehen.“
Er rückte ein Stück zurück, um Heat Platz zu machen, die sich ebenfalls hinkniete und die Stelle,
auf die er zeigte, betrachtete.
„Es sind abgerissene Stofffasern. Der Typ von der Spurensicherung meint, sie werden sich als blauer
Jeansstoff herausstellen, sobald er mit seinen Tests fertig ist. Unser Opfer trug aber keine Jeans, also stammen die hier von jemand anders.“
Rook kniete sich neben Heat, um sich das winzige Stoffstück anzusehen.
„Sie meinen, jemand, der ihn über das Geländer gestoßen hat.“
Heat nickte, und Rook tat es ihr nach. Sie sahen einander an, und die Nähe zu ihm brachte sie ein wenig aus dem
Konzept, doch sie wich nicht zurück. Fast Nase an Nase hockte sie mit ihm in der Hitze, hielt seinem Blick stand und beobachtete, wie das Sonnenlicht in seinen Augen tanzte. Und dann blinzelte sie. Oh verdammt, dachte sie, was war das denn? Ich kann mich doch nicht wirklich zu diesem Kerl hingezogen fühlen. Völlig unmöglich.
Detective Heat stand schnell auf und war sofort wieder konzentriert und professionell.
„Roach? Ich will, dass Sie Kimberly Starr überprüfen. Und finden Sie heraus, ob ihr Alibi stimmt und sie
tatsächlich in diesem Eiscafé in der Amsterdam Avenue war.“
„Soso“, sagte Rook und erhob sich neben ihr, „Sie empfangen also auch ungute Schwingungen vor ihr, was?“
„Ich halte nichts von Schwingungen. Ich mache Polizeiarbeit.“
Dann eilte sie zurück in die Wohnung.
Später, auf der Fahrstuhlfahrt nach unten, fragte sie ihre Detectives:
„Also gut, was war so lustig, dass ich Sie mit bloßen Händen hätte töten können? Und Sie wissen, dass ich dank meiner Ausbildung dazu in der Lage bin.“
„Ach nichts. Wir haben nur ein wenig rumgealbert. Sie wissen ja, wie das ist“, sagte Ochoa.
„Ja, keine große Sache“, fügte Raley hinzu.
Schweigend fuhren sie zwei Stockwerke weiter. Dann fingen beide an, leise „It’s Raining Men“ zu summen, bis sie sich schließlich nicht mehr zusammenreißen konnten und laut losprusteten.
„Das ist es? Darüber haben Sie so gelacht?“
„Das“, verkündete Rook, „könnte möglicherweise der stolzeste
Augenblick meines Lebens sein.“
Als sie wieder in die brütende Hitze hinaustraten und sich unter dem Baldachin des Guilfords versammelten, sagte Rook:
„Sie werden nie erraten, wer dieses Lied geschrieben hat.“
„Mit Liederschreibern kenne ich mich nicht aus“, gab Raley zu.
„Den hier würden Sie kennen.“
„Elton John?“
„Falsch.“
„Geben Sie mir einen Tipp.“
Der Schrei einer Frau schnitt durch den Feierabendverkehrslärm der Stadt, und Nikki Heat sprang auf den Bürgersteig. Ihr Kopf
schnellte herum, während sie die Umgebung absuchte.
„Dort drüben!“, rief der Portier und deutete in Richtung der
Columbus Avenue.
„Mrs. Starr!“
Heat folgte seinem Blick zu der Straßenecke, wo ein großer Mann Kimberly Starr an den Schultern packte und sie gegen
ein Schaufenster rammte. Die Glasscheibe schepperte dumpf, zerbrach aber nicht.
Nikki war bereits losgelaufen, und die anderen drei waren ihr dicht auf den Fersen. Sie hielt ihre Polizeimarke hoch und wies die
Passanten lautstark an, aus dem Weg zu gehen. Auf diese Weise arbeitete sie sich zügig durch die Menge vor. Raley zückte sein
Funkgerät und forderte Verstärkung an.
„Polizei, keine Bewegung!“, rief Heat.
Der Angreifer hielt für einen Sekundenbruchteil erschrocken inne, und Kimberly nutzte diesen Moment für einen Tritt in Richtung seiner Weichteile, der kläglich danebenging. Der Mann hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, woraufhin sie das Gleichgewicht verlor und auf dem Bürgersteig landete.
„Ochoa“, sagte Heat und deutete im Vorbeilaufen auf Kimberly. Ochoa blieb stehen, um sich um sie zu kümmern, während Raley und Rook weiter Heat folgten. Mittlerweile hatten sie die Kreuzung erreicht und
mussten diversen Autos ausweichen. Ein Reisebus, der ein illegales Wendemanöver durchführte, blockierte ihren Weg. Heat lief um das hintere Ende des Busses herum, eilte durch eine Wolke aus heißen stinkenden Abgasen und erreichte das Kopfsteinpflaster des Bürgersteigs, der den Museumskomplex umgab. Es gab keine Spur von dem Mann. Sie verlangsamte ihre
Geschwindigkeit, als sie sich gegenüber der Evelyn Lounge in der Achtundsiebzigsten Straße befand. Raley sprach hinter ihr immer noch in sein Funkgerät und gab ihre Position sowie eine Beschreibung des Mannes durch:
„… männlicher Weißer, fünfunddreißig, beginnende Glatze, eins achtzig, weißes kurzärmeliges Hemd,
blaue Jeans …“
An der Ecke Einundachtzigste Straße und Columbus Avenue blieb Heat stehen und drehte sich einmal um sich selbst. Ein glänzender Schweißfilm bedeckte ihre Brust und sorgte dafür, dass auch ihr Oberteil bereits durchnässt war. Doch sie zeigte keine Anzeichen von Erschöpfung. Stattdessen war sie hellwach und höchst aufmerksam. Sie behielt sowohl die unmittelbare als auch die weiter entfernte Umgebung im Auge und wusste, dass sie den Mann nur einmal kurz sehen musste, um sofort weiterzurennen.
„So gut in Form war er nicht.“
Rook klang ein wenig außer Atem.
„Er kann nicht weit gekommen sein.“
Sie wandte sich zu ihm um und war ein klein wenig beeindruckt, dass er mit ihr Schritt gehalten hatte. Und auch ein klein wenig verärgert.
„Was zum Teufel machen Sie hier, Rook?“
„Ich biete Ihnen ein zusätzliches Paar Augen, Detective.“
„Raley, ich übernehme den westlichen Central Park und das Museum. Sie nehmen die Einundachtzigste Richtung Amsterdam
und kehren von dort zur Neunundsiebzigsten zurück.“
„Geht klar.“
Er machte sich zur Columbus Avenue auf und kämpfte sich durch den Feierabendverkehr.
„Was ist mit mir?“
„Falls es Ihnen nicht aufgefallen ist, ich bin zurzeit ein wenig zu beschäftigt, um auch noch auf Sie aufzupassen. Wenn Sie helfen wollen, dann nehmen sie Ihr zusätzliches Paar Augen mit und sehen Sie nach, wie es Kimberly Starr geht.“
Damit ließ sie ihn an der Straßenecke stehen und verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen. Heat brauchte ihre volle
Konzentration und wollte sich von nichts und niemandem ablenken lassen. Schon gar nicht von ihm. Ihr ungewollter
Begleiter wurde ihr langsam lästig. Und was sollte das vorhin auf dem Balkon? Warum in aller Welt hatte er sein Gesicht so nah an ihres gehalten, als würden sie für eine dieser Parfümanzeigen in der Vanity Fair posieren, die einem eine Art von Liebe vorgaukelten, die sich im wahren Leben niemals erfüllte? Zum Glück hatte sie sich sofort wieder im Griff gehabt. Dennoch fragte sie sich, ob sie gerade eben nicht doch ein wenig zu hart zu dem
armen Kerl gewesen war. Als sie sich umdrehte, um nach Rook zu sehen, entdeckte sie ihn nicht auf Anhieb. Doch dann machte sie ihn ein gutes Stück entfernt auf der Columbus Avenue aus. Warum zum Teufel kauerte er hinter diesem Blumenkübel? Er sah aus, als würde er jemanden beobachten. Sie sprang über den Zaun der Hundewiese und lief über den Rasen auf ihn zu. Plötzlich bemerkte sie den Kerl in dem weißen Hemd und der blauen Jeans, der aus einem
Müllcontainer am Hintereingang des Museumskomplexes kletterte.
Sie verfiel sofort in einen Sprint. Vor ihr kam Rook hinter seinem Blumenkübel hervor. Der Kerl lief an ihm vorbei über die
Straße und verschwand in einem Wartungstunnel. Nikki Heat rief nach Rook, doch der rannte bereits hinter dem Täter her in den unterirdischen Tunnel. Sie fluchte, sprang über den Zaun am anderen Ende der Hundewiese und folgte ihnen.
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Re: Leseprobe
Das buch ist voll cool ich hab das schon seit einer woche
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Sa Jul 19, 2014 5:08 am von RickCastle
» Nathan singt
Do Jun 26, 2014 10:07 am von elli_shaw
» 15 x 06 Smells like Teen Spirit / TBA
So Jan 12, 2014 4:44 am von Nehelenia
» Diskussionsthread zu 15 x 06
So Jan 12, 2014 4:43 am von Nehelenia
» 14 x 06 Dressed to Kill / TBA
So Jan 12, 2014 4:30 am von Nehelenia
» Diskussionsthread zu 14 x 06
So Jan 12, 2014 4:22 am von Nehelenia
» 13 x 06 Limelight / TBA
So Jan 12, 2014 4:15 am von Nehelenia
» Dikussionsthread zu 13 x 06
So Jan 12, 2014 4:12 am von Nehelenia
» 12 x 06 Deep Cover / TBA
So Jan 12, 2014 4:08 am von Nehelenia